STOP THE COUNT!
Unter diesem Motto wurde im Sommer 2023 bei wundervollem Sommerwetter im Schlosshof Waidhofen an der Ybbs gefeiert. Wir vom Verein PODKASTL haben aus diesem Anlass mit zwei Gründungsmitgliedern – Wolfgang Maderthaner und Walter Sieghartsleitner – einen kurzen Blick zurück geworfen.
Ein legendäres Bild, das zum „Markenzeichen“ wurde.
Was war damals ausschlaggebend für die Gründung? Die Liebe zur Musik oder die Mädels?
Wolfgang Maderthaner: Wir sind in einer Zeit aufgewachsen, wo jede Woche ein Weltklasse-Album herauskam. Das war unfassbar. 1968 wurde nicht „Abby Roads“ Album des Jahres, sondern Blood, Sweat and Tears’ Album Nummer 2. Überhaupt waren Musiker zentraler Teil der Gesellschaft. In Waidhofen gab es einen Pianisten, der eine Klasse für sich war. Er kam von der Klassik und war plötzlich mit in der Band, was eine gewisse Professionalisierung gebracht hat. Für uns, die wir sozusagen „blutige Amateure“ waren, war es auf jeden Fall ein Ansporn, da mitzuhalten (lacht). So hat sich das Ganze von einem katastrophalen Auftritt zum nächsten – mal besser, mal weniger gut – langsam entwickelt.
Walter Sieghartsleitner: Die Band war auch immer so eine Art Familie. Wir haben uns unglaublich oft getroffen, alles Mögliche miteinander gemacht, und da war die Musik schon eine treibende Kraft. Ich habe mich immer sehr wohl gefühlt in der „Familie“. Das war schon immer etwas sehr Wichtiges.
Wolfgang: Es entstanden damals irrsinnig viele Bands und manche von denen haben wirklich hervorragend gespielt. Da gab es eine Gruppe – wie hießen diese Waldviertler? Diese Blues-Band.
Walter: Die Mojo Blues Band? Die spielen auch noch immer, oder?
Wolfgang: Ja! Die meinte ich. Und sie spielen noch. Da gab es etliche weitere ganz großartige Gruppen. Das war unser Verständnis vom Leben.
Wie viele Leute waren zu Beginn wirklich in der Band?
Wolfgang: Wenn wir das noch wüssten! (lacht)
Walter: Ich bilde mir ein, es waren da die Zwillinge, dann warst du ganz bald mit dabei, mein Bruder, der Schnittler „Hein“ (Heinrich), dann irgendwann auch ich, aber ich war noch nicht ganz zu Beginn dabei. Und dann noch jeder, der das Gefühl hatte, er oder sie kann in der Band was beitragen.
Gab es in 50 Jahren Bruchband auch mal eine Unterbrechung?
Wolfgang: Nein, eine „Unterbrechung“ in dem Sinne hatten wir nie.
Walter: Es gab nur Besetzungswechsel, manche davon erzwungen – der Schnittler „Hein“ ist leider verstorben. Manche haben aus verschiedenen Gründen aufgehört. Dann hatten wir die Phase, wo wir Blood, Sweat and Tears und sowas in der Art vermehrt spielen wollten. Dafür brauchten wir Bläser – und so haben die verschiedensten Leute bei uns mitgespielt. Und – bitte – der Frauenanteil bei dieser Bläser-Gruppe, also Bläserinnen-Gruppe, ist erstaunlich hoch.
Den Autobus gab es ja wirklich. Und liege ich richtig in der Annahme, dass „Paul Autobus Bruchband“ angelehnt ist an die „Paul Butterfield Blues Band“?
Walter: Es war ein VW-Bus. Ein kleiner Bub sagte irgendwann: „Paul Autobus“, denn er kannte unseren Paul Fuchs. Der Band-Bus war dann irgendwann halt der „Paul Autobus“.
Wolfgang: Und ja – weil der Name angelehnt ist an die „Paul Butterfield Blues Band“ hießen wir ganz zu Beginn auch noch „Paul Autobus Blues Band“. Aus einem Versprecher unseres damaligen Schlagzeugers wurde dann aber bald „Bruchband“ daraus (lacht).
»Der Bus hat es schon ganz schön weit geschafft.«
Mir wurde auch erzählt, dass der Bus oft kaputt ging, und das ein Grund für den Bandnamen war.
Walter: Das gehört zu den Gerüchten, den Band-Mythen.
Wolfgang: Der Bus hat’s schon ganz schön weit geschafft. Bis nach Griechenland und auch wieder zurück. Der kam schon weit herum.
Nach welchen Kriterien sucht ihr die Lieder aus, die ihr spielt?
Walter: Wir hatten jetzt eine dritte Phase mit unserer Sängerin Karin, die vor 9 Jahren in die Band kam. Das war wieder ein großer Sprung. Die ganze Performance, eine schöne Frauenstimme. Damit kamen dann auch Nummern dazu wie „Working 9 to 5“ von Dolly Parton. Durch Karin kommt der Song wirklich gut rüber. Zur Playlist haben wir schon immer wieder Diskussionen. Ich tendiere mehr in Richtung Blood, Sweat and Tears und Karin ist nicht so die Blues-Frau, sozusagen. Sie hat einfach einen etwas anderen Background, und da werden dann Kompromisse geschlossen. Sie hat unser Level schon sehr gehoben.
Gibt es auch DEN einen Song, den ihr immer (schon) im Repertoire habt, der unbedingt dazugehört?
Walter: Da gibt es einige, die wir schon lange spielen und die immer funktionieren. „Heidi-Heidi-Ho (Minnie The Moocher)“ war eigentlich schon immer dabei.
Wolfgang: Mein Lieblingssong, auch schon lange im Programm, ist „Locomotive Breath“. Ich habe es sogar unternommen, den Text zu lernen, der aber scheinbar für Menschen, die nicht in dieser Kultur aufgewachsen sind, völlig unzusammenhängend und sinnlos erscheint. Trotzdem hat er eine unglaubliche Dichte, die er rüberbringt.
Live beim 50-jährigen Jubiläum im Schlosshof in Waidhofen an der Ybbs
Was waren prägende Auftritts-Highlights in den 50 Jahren?
Walter: Da war 1981 die Friedensdemo in Wien – mit etwa 70.000 Teilnehmern – gegen eine NATO-Nachrüstung. Wir haben am Franz-Josefs-Bahnhof vor einer riesigen Menschenmasse zwei Nummern gespielt. Wirklich irre für unsere Verhältnisse (lacht).
Wolfgang: Ich hab’ einen Auftritt am Attersee in Erinnerung, bei dem genau bei „Locomotive Breath“ ein Unwetter losgebrochen ist. Es war ein kurzer, aber sehr beeindruckender Auftritt. Mit spezieller „Lightshow“.
Walter: In der ganz ersten Anfangszeit ging es noch viel um Aktionismus und solche Sachen. Da gab es einen Auftritt in Tausendblum. Du wirst nicht wissen, wo dieser Ort ist. Das wussten wir damals auch nicht, aber es ist bei Neulengbach. Eine kleine Katastralgemeinde. Vor ungefähr einem Jahr wurde ich von einer dortigen Einwohnerin, einer Gemeinderätin, angesprochen mit: „Wart ihr das damals?“ Der Auftritt dürfte ziemlich nachhaltig gewirkt haben (lacht).
Was habt ihr dort denn gemacht?
Walter: Einfach nur normal gespielt!
Wolfgang: Naja, unser Schlagzeuger wurde zwischenzeitlich etwas müde. Ist während des Konzerts irgendwie ein wenig eingeschlafen (lacht).
»So hat sich das Ganze von einem katastrophalen Auftritt zum nächsten – mal besser, mal weniger gut – langsam entwickelt.«
Wie viel Bier hat er dafür gebraucht? Aber Moment, ich habe ja gelesen, dass ihr nie getrunken habt und so.
BEIDE (gleichzeitig wie aus der Pistole geschossen): Nein! Natürlich nicht. Niemals!
Wie bereitet ihr euch heute auf einen Auftritt vor?
Walter: Mit einer Woche gemeinsamem „Trainings-Urlaub“. Also ein Urlaub, verknüpft mit Proben. Da üben wir dann wirklich sehr viel. Das ist unsere Grundlage und ist wirklich wichtig, denn das andere Proben ist sehr kompliziert geworden, mit so vielen Leuten. Früher haben wir schon regelmäßiger geprobt, aber auch öfter als jetzt gespielt. Viel öfter. Unsere Auftritte sind jetzt schon merklich weniger geworden, da wir ja alle auch Arbeit und Familien haben. Bis 2020 gab es neben Waidhofen auch in Wien jedes Jahr einen Fixtermin und sonst waren es so um die vier bis fünf Auftritte. Mehr war da eh nicht. Immer gemütlich.
Wolfgang: Wir haben keinen Profi-Betrieb. Das Wichtigste ist, dass es Spaß macht.