Serie von Petra Ortner
Erstes Ladl: „elektrifizierter Jazz“ aus Österreich.
Ab sofort wird Petra einmal im Monat unser „Musik-Ladl“ öffnen und daraus die eine oder andere Neuerscheinung präsentieren. Hier der Aperitif, quasi:
Teleport Collective – „A Monolith’s Dream“ [col legno music]
Dieses Album hat mich sofort mitgenommen auf eine Reise in eine fremde Welt, die doch immer wieder auch sehr vertraut erscheint. Der Opener „Headquarter Theme“ führt schnell in eine posthumane Welt. Leichtfüßig, fast schon kitschig beginnt der Song, mit einem Touch von „Fahrstuhlmusik“. Aber schon nach knapp zwei Minuten ändert sich die Stimmung: Lyrics, die wie Tagebucheinträge geschrieben sind und mit Tag 520 starten, malen ein seltsam düsteres Bild. Der abschließende Satz „This planet knows no home anymore“ macht mir Gänsehaut.
Der folgende Titel – „A Monolith’s Dream“ – klingt dann wieder leicht, verspielt und versöhnlich. Jazz für einen gemütlichen, verträumten Sonntag-Nachmittag. „Skeleton Dance“ macht dann so richtig Spaß! Cool und funky; groovt! Elektrisierender, mitreißender Jazz, der auch im Club klappt. „Earth Tape“ ist sphärisch und immer wieder bedrohlich, und „Fata Machina“ dann wieder groovig, leichter und tanzbar.
Auf dieser Achterbahnfahrt der Gefühle werden wir mit „Dawn“ wieder in eine düster-bedrohliche Realität geholt und am Tag 1.017 mit den abschließenden Zeilen „When the sky vanished, I guess, heaven followed“ in eine ungewisse Zukunft beziehungsweise in die Gegenwart geschickt.
In dieser kriecht uns langsam „Mother Engine“ entgegen. Sphärisch, mit verspielten Melodien geschmückt, erzählt sie uns von Produktion, Optimierung, Automatisierung, Synthetisierung, Virtualisierung, Digitalisierung, Datenanalysierung, Kommerzialisierung und von (maßlosem?) Konsum und resümiert mit: „We are fucked“.
Teleport Collective ist ein Elektronik-Jazz-Trio aus Wien.
Ihre Musik lässt sich als „elektrifizierter Jazz“ bestimmen, dessen Einflüsse in der zeitgenössischen Avantgarde und in Filmmusiken genauso zu finden sind, wie in filigran verschachtelten Hip-Hop Grooves oder maschinellen Tanzbeats, mit der Neigung, sich stets dem freien Fall der Improvisation und dem experimentellen Klang hinzugeben. „Elemente des Fusion Jazz der 1970er Jahre in die Gegenwart weitergedacht.“ (Andreas Felber, Radio Ö1)
Der Track „Elektrometeor“ zeigt sich wieder vielschichtig. Da ist dieser treibende Grundbeat, über den sich eine endlos wiederholende, wabernde Melodie legt. Dazu gesellen sich weitere Schichten an Melodien, Tönen und Geräuschen. In „Constant Buzz“ erinnern wir uns an die Schönheit der Sterne, des Mondes, der Erde, der Berge und Täler, des Meeres, des Windes und der Städte und daran, wie alles verblasst und verschwindet. Wir gehen schlafen und träumen von der Schönheit, die verschwunden ist.
Mit „Red Stream“ stehen wir dann in einer Welt der Maschinen. Digitale Klänge empfangen uns in „Lost in Fuel City“. Mit „Doom“, das nur 16 Sekunden dauert, kommen wir schließlich zum abrupten Ende.