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Der wahre Preis von Mode

Abverkauf Im Modehandel © colourbox Jürgen Brochmann

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VERSCHWENDUNG.

Warum konsumieren wir heute mehr Mode denn je und tragen sie immer kürzer? Und welche Auswirkungen hat das auf uns und unsere Umwelt?

Die Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesch stürzte vor zehn Jahren aufgrund desolater Zustände und trotz Warnungen ein. Rund 5.000 Menschen stellten dort Bekleidung für viele der weltweit größten Modemarken her. Beim Einsturz starben mehr als 1.100 Menschen, zumeist junge Frauen. Und weitere 2.500 wurden verletzt.

Foto © Sharat Chowdhury

2013 Savar Building Collapse © Sharat Chowdhury
Blog Aral Sea 1985 From Sts C Nasa

Vom Aralsee – einst einer der größten Binnenseen der Welt – ist heute auf Satellitenbildern fast nichts mehr zu erkennen. Verantwortlich für diese von Menschen verursachte Umweltkatastrophe ist die Umleitung zweier Hauptzuflüsse für den wasserintensiven Baumwollanbau in Usbekistan und Turkmenistan. Zurück bleibt eine Salzwüste, verunreinigtes Trinkwasser, einer Veränderung des Klimas und eine erhöhte Sterblichkeit der Menschen in der Region.

© NASA

In der Atacama-Wüste in Chile und an einst idyllischen Stränden Afrikas rauben Altkleider-Müllberge, verursacht durch eine immer schnelllebigere Modeindustrie, den einheimischen Menschen ihre Existenzgrundlage. Sie werden zur Umweltkatastrophe für Meeresbewohner und Existenzbedrohung einheimischer Fischer.

© Kevin McElvaney Greenpeace

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Platz 2 im Ranking der größten Umweltsünder.

Die Emissionen der Modeindustrie sind mittlerweile höher als die gesamten Emissionen internationaler Flüge und der Schifffahrt zusammen. Der (Trink-)Wasserverbrauch beim konventionellen Anbau von Baumwolle ist enorm und vielfarbige Flüsse, verschmutzt durch Abwässer aus der Textilindustrie, werden zum schwerwiegenden Problem für Umwelt und Menschen.

Mit all dem und noch viel mehr hat sich mittlerweile die Modeindustrie den Platz 2 im Ranking der größten Umweltsünder, gleich hinter der Erdöl- und Kohleindustrie, gesichert.

Fast Fashion war gestern!

Als im Jahr 2000 die ersten Billigmode-Ketten bei uns Einzug hielten, fühlte sich das zuerst an wie das Paradies. Auf einmal war es möglich, aus einer viel größeren Bandbreite zu wählen und Mode wurde für jeden erschwinglich. Die lang ersparte Levis Jeans von gestern konnte durch mindestens zwei neue Jeans eines Billig-Labels ersetzt werden. War ein Kleiderkauf früher gut überlegt, so wurde das Shoppen von Mode dadurch für viele zum achtlosen Zeitvertreib.

Während es früher eine Sommer- und eine Winterkollektion gab, werden heute fast wöchentlich neue Kollektionen auf den Markt gebracht. Eins oben drauf setzt diesem Trend noch das chinesische Onlineunternehmen SHEIN mit seiner Ultra Fast Fashion. SHEIN nimmt pro Woche um die 50.000 neue Teile im Onlineshop auf. Das ist eine unfassbar große Menge und nur deshalb möglich, weil sich SHEIN eines Algorithmus bedient, der permanent die Trends aus den sozialen Medien analysiert und diese billig, in schlechter Qualität und unter menschenunwürdigen Bedingungen produziert.

»Der Grund, warum sich die Welt
im Chaos befindet, ist, weil Dinge geliebt
und Menschen benutzt werden.«

(Dalai Lama)

Während heute also immer mehr Mode als Ultra Fast Fashion auf den Markt kommt (die Produktion von Neuware hat sich alleine vom Jahr 2000 bis heute fast vervierfacht), wird diese immer kürzer getragen. Laut einer von Greenpeace beauftragten Umfrage aus dem Jahr 2019 werden in Österreich rund 40% der Kleidungsstücke selten bis nie getragen.

Macht kaufen glücklich?

Immer neue Trends, allgegenwärtige Werbung, die ständige Verfügbarkeit von erschwinglicher Mode, die Suche nach emotionaler Erfüllung und die Bequemlichkeit, einfach etwas Neues zu kaufen, statt Altes zu reparieren, verleiten uns dazu, mehr Sachen zu kaufen als wir brauchen.

Aber Kaufen macht nicht immer glücklich: eine Greenpeace Studie aus dem Jahr 2017 zeigt, dass Kleidung inzwischen vor allem aus sozialen und emotionalen Gründen gekauft wird. Dieses Glücksgefühl ist jedoch nur von kurzer Dauer und meist schon beim Auspacken der Kleidung zuhause verflogen. Zurück bleiben vollgestopfte Kleiderschränke und überforderte Konsumenten.

»Billig, in schlechter Qualität und unter
menschenunwürdigen Bedingungen.«

Konsum dient heute als eine Art Allheilmittel gegen Stress, Sorgen, Frust und negative Gefühle oder einfach auch als Belohnung. Und doch sind es nicht die Gegenstände, die uns am Ende des Tages glücklich machen, sondern sie stehen stellvertretend für einen Mangel an Freude, Vertrauen und Selbstliebe.

Wer ist verantwortlich?

Der unkontrollierte Konsum von Mode macht also nicht oder nur kurz glücklich und wird dabei noch zum ernsthaften Problem für unsere Umwelt und die produzierenden Menschen. Doch sind es die Konsumenten, die das Ruder herumreißen können oder liegt die Verantwortung bei den Händlern und Produzenten oder gar bei der Politik?

Wie so oft trägt hier jeder einen Teil der Verantwortung und der Konsument kann, obwohl Letzter in der Kette, nicht außen vor gelassen werden. Denn mit jeder Kaufentscheidung entscheidet sich ein jeder von uns auch für oder gegen ein Produkt und erzeugt beim Kauf eine weitere Nachfrage. Die Augen davor zu verschließen, wie und unter welchen Bedingungen ein Produkt hergestellt wurde, ist kaum noch zu verantworten.

»Konsum steht stellvertretend für
einen Mangel an Freude,
Vertrauen und Selbstliebe.«

Die Händler haben maßgeblich Einfluss auf die Schnelllebigkeit von Mode und das Problem der massiven Überproduktion. Weniger, hochwertigere und zeitlosere Modelle zu produzieren ist eine der effizientesten Möglichkeiten, die massiven Umweltauswirkungen zu reduzieren. Verantwortungsvolles und ehrliches Marketing statt Greenwashing-Kampagnen und das Aufzeigen einer transparenten Lieferkette sind ebenfalls Verantwortungen, die von jedem Händler wahrgenommen werden sollten.


Mit „Detox my Fashion“ hat Greenpeace bereits im Jahr 2011 eine Kampagne gestartet, die Hersteller zur Verantwortung für ihre Lieferketten und die Verwendung und Freisetzung von Giftstoffen in der Produktion bringen soll. 80 führende Markenfirmen und Zulieferbetriebe verzichten im Rahmen einer öffentlichen Detox-Selbstverpflichtung auf die Verwendung gefährlicher Chemikalien. Hier beginnt bereits ein Umdenken. Was bei den Arbeitsbedingungen und einer existenzsichernden Bezahlung der Textilarbeiter noch zu wünschen übrig lässt.

Noch immer arbeiten Menschen auch in Europa in der Textilindustrie für einen Lohn, der nicht mal ihre lebensnotwendigen Kosten deckt. Der Preisdruck der Händler lässt vielfach den Produzenten kaum Möglichkeiten einer fairen Entlohnung. Wenn ein T-Shirt für gerade mal 1 Euro eingekauft wird, ist der zu verteilende Kuchen einfach nicht groß genug.

2022 wurde eine umfassende EU-Textilstrategie mit dem Ziel, den gesamten Bereich nachhaltiger und transparenter zu gestalten, veröffentlicht. Diese Strategie sieht neben dem Thema Kreislaufwirtschaft und dem Verbot von Greenwashing und dem Verbot der Vernichtung von Neuware, die Regulierung des Exports von Textilabfällen vor.

Auf der Suche nach Alternativen

Oft fühlt man sich machtlos angesichts all dieser Probleme. Und doch gibt es Vieles, wo gerade wir als Konsumenten ansetzen können. Sich zu informieren und die Kaufentscheidung ganz bewusst für oder gegen einen Händler, einen Produzenten oder ein Produkt zu treffen, ist ein erster Schritt.

Langfristig wird uns jedoch nur weniger und in besserer Qualität zu kaufen und diese Teile länger zu tragen aus dem Dilemma rausbringen. Wir sollten Kleidung und die Menschen, die sie produziert haben, wieder wertschätzen, anstatt sie als billiges, austauschbares Konsumgut zu sehen. Schenken wir unseren Kleidungsstücken wieder die Aufmerksamkeit, die sie verdient haben, pflegen und reparieren wir sie und geben sie am Ende im Freundeskreis weiter, anstatt sie im nächsten Altkleidercontainer zu entsorgen.

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Weiterführende Links:

Einsturz der Textilfabrik in Rana Plaza: 

🌐 www.amnesty.de – Zehn Jahre Rana Plaza Unglück

Kleidermüllberge Atacama Wüste:

🌐 www.ardmediathek.de – Video Fast Fashion Kleidermüll

Verschwinden des Aralsees: 

🌐 www.wiwo.de – Die menschengemachte Katastrophe

Ultra-Fast-Fashion SHEIN:

🌐 www.greenpeace.at – Mehr SHEIN als sein

Infos zu nachhaltigen Alternativen:

🌐 fashionchangers.de

Kleidung mieten:

🌐 fairnica.com

Schicke Mode aus „alten Fetzen“:

🌐 reflair.at

 

 

Carmen Berger Steiner © Nordschön Art & Media Katrin Fuchs
© Nordschön Art & Media Katrin Fuchs

Carmen Berger-Steiner

unterstützt als Ordnungs- und Feng Shui-Beraterin Menschen dabei, ihre Räume von überflüssigem Ballast zu befreien und sie zu ihren Wohlfühlräumen zu machen. Das Thema Nachhaltigkeit und ein natürlicher Minimalismus sind ihr dabei sehr wichtig. Gemeinsam mit ihren Kollegen von den Ordnungsberatern Österreich möchte sie ein Bewusstsein dafür schaffen, wie sich unsere äußeren Räume auf unser Wohlbefinden und unser Innerstes auswirken.

🌐 www.ordnungsberater-oesterreich.at

 

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