ZEIT FÜR MEHR SELBSTWIRKSAMKEIT.
Warum gelebtes Wissen heute immer wichtiger wird und was das mit Pflanzenheilkunde zu tun hat.
Das Europäische Institut für Angewandte Pflanzenheilkunde bietet einen Diplomlehrgang zum Pflanzenheilkunde-Praktiker an. Dies neben Salzburg auch in Niederösterreich – in Steinakirchen am Forst. Ernährungswissenschafterin und Lehrgangsleiterin Karin Buchart hat das Heilwissen der Pinzgauer, das heute UNESCO Kulturerbe ist, in ihrer Doktorarbeit erhoben und aktuell das überlieferte Heilwissen der Niederösterreichischen Eisenstraße mit dem Stand der Wissenschaft verglichen.
Karin Buchart im Interview.
Wie bist du zum Europäischen Institut für Angewandte Pflanzenheilkunde gekommen und was macht es so besonders?
Nach unseren Beobachtungen wurde das Thema Heilkräuter in Fortbildungen der letzten Jahre ziemlich strapaziert. So entstand die Idee, mit einem fundierten Lehrgang sowohl Laien als auch Gesundheitsberufe und Pädagogen anzusprechen. Die Schnittfläche aus Erfahrungswissen und wissenschaftlich gesichertem Heilpflanzenwissen, mit dem ich 15 Jahre gearbeitet habe, wurde mit der Alltagstauglichkeit ergänzt.
Pflanzen, die unter Naturschutz stehen oder schwer verfügbar sind, wurden gestrichen und „Einwanderer“ wie Ingwer, Kurkuma und einige heilende Gewürze kamen hinzu. Zudem haben wir den Lehrgang durch externe Experten validieren lassen, um eine wirklich gute fachliche Basis zu haben.
»Wertvolle Pflanzeninhaltsstoffe
aus Kräutern „herauszukitzeln“ ist spannend,
herausfordernd und ab und an auch für eine Überraschung gut.«
Unterricht im Kräuterkraftwerk
Im März startet die Ausbildung zum Pflanzenheilkunde-Praktiker. Was erwartet einen dabei?
Der Lehrgang vermittelt 60 Kräuterhandwerke. Es werden beispielhafte Rezepte praktisch gezeigt, dabei stehen immer die Basisrezepte zu den Auszügen und Mischungen im Mittelpunkt. Das Kräuterhandwerk befähigt die Teilnehmer zum selbstständigen Arbeiten und Weiterentwickeln der Zubereitungen. Die einzelnen Module bieten nur fachbezogene Inhalte und wir haben genügend Zeit, um alles praktisch auszuprobieren. So füllt sich mit der Zeit der Pflanzenheilkunde-Koffer mit einer Vielfalt an Elixieren, mit denen gleich zu Hause Erfahrungen gesammelt werden können. Begleitend gibt es exklusiv ein Arbeitsbuch, in dem die Handwerke in ihren Schlüsselschritten dargestellt sind.
Bei der Zertifikatsverleihung
Wo und wann finden die verschiedenen Module statt?
Weil wir es als besonders wichtig betrachten, Heilpflanzen vor Ort erlebbar zu machen, haben wir in Steinakirchen am Forst das Kräuterkraftwerk von Monika Vesely mit seinem wundervollen Kräutergarten und im renovierten Alten Rathaus einen dafür bestens geeigneten Vortragsraum als Austragungsorte gewählt. Die Ausbildung wird in beinahe identer Form auch in Salzburg im Schloss Goldegg starten. Einige Trainerinnen unterrichten sogar an beiden Orten. Günstige Übernachtungsmöglichkeiten sind mit Urlaub am Bauernhof oder in Goldegg sogar im Schlossturm möglich.
»60 Praktiken vom heiß aufgegossenen
Tee über Sauerhonige bis zur Fermentierung.«
Wie definierst du Selbstwirksamkeit und warum ist es deiner Meinung nach wichtig, die Pflanzenheilkunde als Teil dessen zu betrachten?
Ja, ein Gefühl der Selbstwirksamkeit wirkt bereits gesundheitsfördernd, noch bevor wir irgendetwas Selbstwirksames gemacht haben. Wir mögen diese Überzeugung, selbst etwas tun zu können und nicht ausgeliefert zu sein. Es ist auch wichtig, dass wir die Menschen alles selbst tun lassen, was sie alleine gut bewältigen können, das steht ganz klar in der österreichischen Verfassung – das Prinzip der Subsidiarität. Gleichzeitig ist es wichtig, den Menschen Handwerkzeuge für die Selbstwirksamkeit zu geben. Das gelingt mit dem Wissen und der Praxis zur Pflanzenheilkunde.
»Ein ganzer
„Pflanzenheilkunde-Koffer“
mit einer Vielfalt an Elixieren,
mit denen gleich zu Hause Erfahrungen gesammelt werden können.«
Was können sich die Lehrgangsteilnehmer mitnehmen?
Der Lehrgang ist viel mehr als ein pädagogisches Konzept. Die Absolventen sehen danach ihren Alltag mit anderen Augen, sind dem Erfahrungswissen der Alten dankbar, erkennen Kreisläufe in der Natur und Prozesse im eigenen Körper. Zusätzlich bringt diese inspirative Zeit einen intensiven Erfahrungsaustausch: Landwirtschaft, Gastronomie, Buchhaltung, Lehramt, Gesundheit und Medizin – die Berufsfelder der Teilnehmer sind breit gefächert!