RAUCHINSTRUMENT.
In Öhling bei Mauer findet man den Pfeifenbauer, der die kleinste Pfeife der Welt hergestellt hat. Worauf es dabei ankommt und warum das Pfeifenrauchen überhaupt etwas Besonderes ist, erfahrt ihr hier.
Als ich Christoph Stiegler in seiner Werkstatt besuche, um ein bisschen mehr über Pfeifen zu erfahren, ist er gerade an der Arbeit. Musik tönt aus dem kleinen Raum, der mit jeglichem Equipment und Materialien gefüllt ist, die man fürs Herstellen einer Pfeife braucht.
So steht in einer Ecke sub-fossile Mooreiche, die schon ein paar tausend Jahre alt ist, während sich auf der anderen Seite die heimische Birne einen Platz gesucht hat. Der Grund für unser Treffen ist leicht zu übersehen: Die kleinste Pfeife der Welt liegt auf einem Fass in der Mitte des Raums, so winzig, dass man ganz schön nahe rangehen muss, um sie wirklich als Pfeife zu identifizieren.
Das kleine Pfeifchen gibt es schon seit 2005, hat aber erst kürzlich Aufsehen erregt, wo ein Rekordrichter erstmals bestätigt hat, dass es sich tatsächlich um die kleinste Pfeife der Welt handelt. Trotz der kleinen Abmessungen war der Aufwand genauso groß wie sonst: Mindestens 15 bis hin zu 100 Stunden Arbeit stecken in so einem Rauchinstrument. Wie lange es wirklich dauert, ist abhängig von Design und Materialien. Wurzelmaserholz beispielsweise ist sehr hart und dadurch schwerer zu verarbeiten als Birnenholz.
Auch die winzigste Pfeife funktioniert
Welches Holz verwendet wird, kommt ganz auf den Käufer an. Die meisten Pfeifenraucher haben subjektive Präferenzen in Bezug auf Länge, Form oder Aufmachung. Christoph Stiegler selbst bevorzugt kurze, gerade Pfeifen, weil diese „praktisch sind und man neben dem Pfeifenrauchen weiterarbeiten kann“. Andererseits bietet das Pfeifenrauchen die perfekte Möglichkeit, einen Moment Auszeit vom hektischen Alltag zu nehmen, um nachzudenken und zur Ruhe zu kommen. Vorteilhaft zeigt sich so eine Pfeife auch, wenn man sich geschickt aus dem Gespräch nehmen will: „Wenn ein Pfeifenraucher mal nichts sagen will, braucht er sich nur die Pfeife in den Mund zu stecken, und schon ist alles gesagt“, schmunzelt Stiegler.
Für die kleinste Pfeife der Welt war der Aufwand ebenso groß wie sonst.
Um eine persönlich abgestimmte Pfeife zu bekommen, reicht manchmal schon ein einziges Foto. So können auch Kunden aus den weitesten Teilen der Welt zu ihrer persönlichen Pfeife kommen. Durch das Internet erreicht der Pfeifenmacher aus Öhling auch Menschen aus Ländern wie etwa Katar. Die Arbeit wird selbst nach vielen Jahren nicht langweilig. „Neben den herkömmlichen Designs gibt es nämlich immer wieder auch ausgefallenere Ideen“, berichtet der passionierte Handwerker. Eine Dame aus Schweden wünscht sich zum Beispiel für ihren Liebsten eine Pfeife in Herzform, während ein Organist gerne eine „Orgelpfeife“ haben möchte, also eine funktionelle Pfeife zum Rauchen, die vom Design her einer Orgelpfeife ähnelt.
Kreativität leben
Das Pfeifenbauen ist für Christoph ein zweites Standbein. Läge darauf der Druck, die Familie zu ernähren, würde die Kreativität nicht mehr ihren freien Lauf nehmen. Seine Familie ist für ihn auch immer wieder zur Inspiration geworden. So kam die Idee, eine winzige Pfeife zu bauen, nachdem seine Zwillinge zu früh auf die Welt kamen. Etwas so Winziges zu sehen, gab die Inspiration, etwas zu bauen, das vielleicht nicht der Norm entspricht, aber trotzdem genauso gut funktioniert. Dass es die kleinste Pfeife der Welt wird oder dass jemand darauf aufmerksam werden könnte, war dabei nicht von Bedeutung.
Der Weg zum Pfeifenmacher begann bereits mit 6 Jahren. Der Kinderarzt war Pfeifenraucher. Wenn er zu den kranken Kindern kam, hat er vorm Betreten des Raums die Pfeife in den Aschenbecher gelegt, aber die leichten Rauchschwaden umkreisten ihn dennoch bis ins Zimmer. Mit 14 begann Christoph die Kunsthandwerkschule in Steyr, wo einer seiner Designlehrer Pfeifen baute, ihn in seiner Leidenschaft unterstützt und ihn auch mit den notwendigen Materialien ausgestattet hat. Ein Freund der Familie, ein ehemaliger Benediktinermönch, hat ihm beigebracht, wie man richtig Pfeife raucht. Denn auch das will gekonnt sein. So muss man zum Beispiel wissen, wie man den Tabak richtig stopft.
Raum für Neugierde
Wer das Rauchen lernen oder seine eigene Pfeife bauen will, kann das in Christoph Stieglers Werkstatt bei Workshops tun. Es sind schon manche Vater-Sohn-Konstellationen zu einem Workshop gekommen, um mal wieder ein Wochenende lang wirklich Zeit miteinander zu verbringen. Auch für Paare gibt es Workshops. Sollte dabei einer der beiden nicht so sehr an Pfeifen interessiert sein, kann er sich auch an Schmuck versuchen. Denn neben den Pfeifen stellt Christoph auch Schmuckstücke her, wo er seine Leidenschaft für Holz mit seiner Ausbildung zum Gold- und Silberschmied vereinbart. Die edlen Materialien lassen sich nämlich wunderbar mit Holz verbinden und liefern tolle Ergebnisse.
Christoph Stiegler
Der gelernte Gold- und Silberschmied fertigt Pfeifenunikate aus edlem Holz an. Für seine Kunden kreiert er individuelle Pfeifenmodelle. Unter anderem aus Mostviertler Birnenholz, das dem Tabak eine süßlich-mostige Note gibt. Nebenbei fertigt der Niederösterreicher auch Unikatschmuck aus kostbaren Naturmaterialien. Dabei finden sich Schmuckstücke aus Wurzelmaserholz, roter Schaumkoralle, subfossile Mooreiche aus der Donau, sowie Steine aus der Ybbs.
Foto © Christoph Stiegler