„JEDER NICHTSCHWIMMER EIN SCHWIMMER –
JEDER SCHWIMMER EIN RETTUNGSSCHWIMMER!“
bezeichnet ein wichtiges Ziel der Österreichischen Wasserrettung, da dann auch an Orten Hilfe geleistet werden kann, wo kein eigener Dienst eingerichtet ist.
Wer hilft, wenn es zu dramatischen Ereignissen wie Unfällen und Vermissten am, im und auf dem Wasser kommt? Du hast dich das vielleicht schon gefragt und dabei nicht daran gedacht, dass ein eigener Verein, die Österreichische Wasserrettung, existiert. Der Verein ist gemeinnützig und besteht ausschließlich aus ehrenamtlichen Mitgliedern, wobei es den Bundesdachverband, den Landesverband NÖ und insgesamt neun Abschnitte in Niederösterreich gibt.
Übungen im Fließwasser
gehören auch zum Programm der Österreichischen Wasserrettung.
„Unsere Hauptaufgaben sind die Vorbeugung und Bekämpfung von Unfällen im und am Wasser“, erklärt Doris Horvath, Abschnittsleiterin St.Pölten, NÖ Zentral. Dabei wird die Wasserrettung zur Fahndung vermisster Personen und Unfällen am Wasser gerufen. „Wir decken drei Säulen ab: Prävention, Sicherungsdienste bei Veranstaltungen und Einsatzdienst“, erklärt auch Georg Braunsteiner, Abschnittsleiter Ybbs an der Donau. Die freiwilligen Helfer werden über 144 mit der Rettung alarmiert – und das natürlich vor allem bei Notfällen am Wasser. Die Zusammenarbeit mit Freiwilliger Feuerwehr, Polizei und Rettung ist hier besonders wichtig.
Bei der ersten Säule geht es um die Prävention vor Unfällen in Wassernähe. Dazu bietet die Wasserrettung Schwimmkurse für Kinder, Jugendliche und Erwachsene; darüber hinaus auch Aus- und Fortbildungen in diesem Bereich. „Auch die Aufklärung der Bevölkerung über die Gefahren im, am und auf dem Wasser und die unmittelbare Abwendung solcher ist der Wasserrettung wichtig“, meint Martin Lagler, Abschnittsleiter Waidhofen an der Ybbs. Die Sicherungsdienste verrichtet der Verein bei Veranstaltungen am Wasser, wie zum Beispiel bei Triathlons.
Die Bergung mittels Seil kann bei den Einsätzen erforderlich sein.
Prävention, Sicherungs- und Einsatzdienste
Innerhalb der Wasserrettung gibt es verschiedene Ausbildungsmöglichkeiten. Die Grundausbildung umfasst Schwimm- und Rettungsschwimmausbildung. „Dazu gehören auch die österreichischen Rettungsschwimmabzeichen wie der Helfer- oder Retterschein“, erklärt Lagler. Einsatzkräften, die sich vertiefend ausbilden möchten, steht der Weg in Richtung Spezialausbildungen offen: „Zurzeit sind Kollegen zum Beispiel in Innsbruck bei den Österreichischen Meisterschaften im Rettungsschwimmen. Sonderausbildungen können im Bereich des Tauchens, Wildwasser oder der Nautik – staatliches Schiffsführerpatent – absolviert werden. Besonders in Niederösterreich sind die Fließ- und Wildwasser Fortbildungen aufgrund des Hochwassers ein Thema“, so Horvath.
»Bei Hochwassereinsätzen werden mit dem Boot die Straßen abgefahren.«
Großgeschrieben wird auch das Thema Jugendarbeit. In St.Pölten gibt es wöchentlich ein Training für Kinder und Jugendliche von 6 bis 17 Jahren. Auch in Ybbs findet jeden Mittwoch ein Schwimmtraining statt, sowie zwei Mal pro Jahr Prüfungen zum Rettungsschwimmer.
Auch auf Stand Up Paddels wird sich am Wasser fortbewegt.
Die Mitglieder des Vereins engagieren sich ehrenamtlich. „Wir finanzieren uns hauptsächlich von Spenden von Privaten und Wirtschaftstreibenden, unseren Mitgliedsbeiträgen – aktuell rund 25 Euro pro Jahr – und Einnahmen bei Veranstaltungen. Ein Teil kommt auch von der öffentlichen Hand“, so Horvath.
Mit den Rettungsbooten kann zu den Verunglückten gelangt werden.
Ehrenamt und berührende Einsätze
Der Abschnitt Ybbs an der Donau der Wasserrettung besteht seit 2009 und hat zurzeit etwa 95 Mitglieder. Melk gehört zum Abschnitt St.Pölten, NÖ Zentral und wurde erst in den letzten Jahren mit derzeit 30 Mitgliedern wieder vermehrt aktiv. Der Abschnitt Waidhofen an der Ybbs wurde bereits 1980 gegründet und hat rund 85 Mitglieder. „Unsere Einsatzgruppe besteht aus 22 Mitgliedern, die den Ausbildungsstand zu Rettungsschwimmern, Fließwasserretter, Wildwasserretter und Rettungstaucher haben“, so Lagler.
Prägende Erlebnisse und erschreckende Tatsachen kennzeichnen die Einsätze. „Am berührendsten ist es immer, wenn Kinder involviert sind, die am Fluss oder am See verschwinden.“ Ein großes Thema dabei ist, dass die Eltern ihre Kinder bezüglich ihrer Schwimmkünste oft überschätzen. „Für mich am beeindruckendsten sind Hochwassereinsätze, wo die Kraft des Wassers gigantisch ist und es ein sehr spezielles Gefühl ist, wenn man mit dem Boot die Straßen abfährt“, erzählt Horvath.
Bei der Bergung von Verunglückten steht die Sicherheit der Retter an oberster Stelle.
Am Wildwasser
wird in den Booten gepaddelt.
»Das eigene Können beim Schwimmen überschätzen – ein großes Thema.«
Dabei hebt die Abschnittsleiterin die Gemeinschaft hervor, die Möglichkeit, jemandem zu helfen und etwas zur Gesellschaft beizutragen. „Der interessanteste Einsatz meiner Laufbahn war eine Vermisstensuche im Winter, wo wir drei Tage bei Schneefall, Regen und Temperaturen um den Gefrierpunkt und einer Wassertemperatur von 6 Grad im Einsatz waren. Ich bewege mich gerne am und unter dem Wasser und ich helfe gerne. Ich schätze auch sehr die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit den anderen Einsatzorganisationen“, so Lagler.
Die Wasserrettung Abschnitt Ybbs an der Donau war beim Triathlon in Blindenmarkt im Sicherungsdienst im Einsatz.
Einsätze hat der Verein in den Abschnitten unterschiedlich oft. In Waidhofen wird etwa fünf bis zehn Mal pro Jahr die Wasserrettung alarmiert. „Wir fahren zu weniger Einsätzen, wie man vielleicht glaubt, hauptsächlich natürlich in den Sommermonaten und da würde ich sagen, im Schnitt rund ein Mal pro Monat. Erstaunlich finde ich immer wieder, wie viele Menschen ihr eigenes Können überschätzen, daher sind meiner Meinung nach besonders unsere Aufklärungsarbeit sowie die Schwimmkurse ein wichtiger Beitrag“, meint Braunsteiner abschließend.